“ MEET THE GIERLAPPENS“ Ausstellung
29.-30.6.
Action Skulpturen und Malerei von Leo Namislow / Moin Toys
Text von Jan-Robert Lenger
Nach einer Schaffensperiode mit malerischer Schwerpunktsetzung wendet sich L. L. Namislow mit seiner Ausstellung „MEET THE GIERLAPPENS“ nun wieder der räumlich-plastischen Gestaltung zu. Den materiellen Ausgangspunkt der Gierlappen-Serie bilden Actionfiguren, Resin-Statuen und Replikas. In einem transformatorischen und gleichzeitig reduktionistischen Akt werden die Münder und Zungen durch den Auftrag von Modelliermasse überbetont, derweil andere Ausprägungen des Gesichtes – von einer höheren Warte aus der Wesenszüge überhaupt – in den Hintergrund treten oder ganz verschwinden. Die Wesenheit verkommt somit im ebenso ironisierenden wie spielerischen Gestaltungsakt ganz zum Konsumorgan. Dazu wurden die ursprünglichen Köpfe der Actionfiguren teilweise oder sogar ganz ersetzt.
L. L. Namislow nimmt Maß: gleichsam an den allgegenwärtigen Auswüchsen einer überzüchteten und überhitzten Profitorientierung des Konsumbetriebes, wie auch an seinen Akteuren: den Konsumenten – insbesondere jener, die den Konsum scheinbar um des Konsums Willen betreiben und ihr Wesen in einem Akt der radikalen Selbstentwertung auf die Ausprägung ihrer Konsumorgane reduzieren. Die (Konsum)Gegenstände, an denen sich das Konsumorgan in überdimensionierter Form ausbildet, materialisiert der Künstler in Form von Fast-Food-Upgrades, die er den Gierlappen-Akteuren sozusagen in die Hände legt.
Ausgangsmaterial und Grundlage dieser „Maß-nahme“ bildet der breite Dialog in die gesellschaftliche Wirklichkeit hinein. Kurz: es ist immer der Erfahrungsaustausch, das Gespräch mit dem Menschen, die Auseinandersetzung mit dem Einzelschicksal, das den unsichtbaren Werkgrund für das Schaffen von L. L. Namislow bildet.
Dieses Einzelschicksal begreift L. L. Namislow ganz grundsätzlich immer als „Eigenleistung“ und „Eigenproduktion“, betastet es jedoch ebenso sowohl im Gespräch als auch in der künstlerischen Auseinandersetzung mit einer Sensibilität für die Einflüsse gesellschaftlicher Bedingungen. Er sieht den Einzelnen immer auch in seinem „Fremdgestaltet-worden-sein“ und hinterfragt dieses kritisch. Die aus dem Befund der Bestandserhebung formulierte Gestaltung, die Akteure der Gierlappen, sind gleichzeitig künstlerisch formulierte Fragestellung – der Ort, von dem diese Fragestellung ausgeht, ist der Standpunkt des Künstlers. Begleiten Sie den Künstler hin zu seinem Standpunkt, gleichsam mit in seine, mit in unsere Geschichte – die Konsumgeschichte der 80er und frühen 90er Jahre, die L. L. Namislow als Kind und Jugendlicher erlebte und die in der Gierlappenausstellung exemplarisch an Actionfiguren abgehandelt und aufbereitet wird.
Den Abschluss der 1.Gierlappen-Serie bildet ein 4 1/2 minütiges Video, das als Ausstellungs- Trailer dient und eine Hommage an die Actionfiguren Werbespots dieser Zeit darstellt.
L. L. Namislow setzt die Idee vom Aufgreifen von zeittypischen Konsumprodukten und deren künstlerischer Transformation in einer Serie von überarbeiteten Stickbildern fort, die ebenfalls Bestandteil der Ausstellung sind. Die ursprünglichen Stickmuster sind teilweise schlicht ergänzt, teils auch umgearbeitet worden – stets jedoch ist ein neuer Sinnzusammenhang entstanden, der an das Thema der Gierlappen-Serie anschließt.
Weiterhin werden aktuelle Schöpfkellen- sowie Ornamentbilder gezeigt.
Am Vernissage-Abend findet eine Lesung des Autoren Kay Laese statt, der extra für die Ausstellung einen Text zum Ausstellungsthema verfasst hat.
Zur Finissage geben sich Pink Lint aus Berlin die Ehre und spielen im Rahmen ihrer Tour ein Konzert in Dolby Surround.
Vernissage: 29.6. – 19-22 Uhr feat Kay Laese „Gierlappen – Laesestunde“ (Lesung)
Finissage: 30.6.- 14 – 19 Uhr feat. PINK LINT (Live Konzert in Dolby Surround)